Kritik31. Januar 2022

Apple TV-Kritik «The Afterparty» : Mördersuche mit ständigen Genrewechseln

Apple TV-Kritik «The Afterparty» : Mördersuche mit ständigen Genrewechseln
© Apple TV+

Ein Whodunit mit interessantem Dreh: In Apples neuer Serienproduktion «The Afterparty» werden nach einem Mord im Anschluss an ein Highschool-Treffen mehrere Verdächtige von einer Polizistin befragt. Jede Folge nimmt sich dabei ein anderes Genre vor.

Serienkritik von Christopher Diekhaus

Ein Klassentreffen als Setting für eine Kriminalgeschichte bietet sich schon deshalb an, weil in diesem Rahmen gegensätzliche Menschen aufeinandertreffen, die unter Umständen alte Rechnungen zu begleichen haben. Demütigungen und Spott hagelt es in der Schulzeit nicht gerade selten. Manche einst enge Beziehungen entwickeln sich nach dem Abschluss anders als erhofft. Und mitunter sitzen die Kränkungen so tief, dass der Ärger einfach nicht verrauchen will. Von einer solchen Konstellation macht auch die achtteilige Apple-Serie «The Afterparty» Gebrauch, die mit einer Highschool-Reuninon beginnt.

Schauspieler Xavier eröffnet seine Privatparty © Apple TV+

Der inzwischen als Escape-Room-Entwickler arbeitende Aniq (Sam Richardson) hofft dort auf ein Wiedersehen mit seiner einstigen Flamme Zoe (Zoë Chao), der er seine Gefühle nie offenbart hat. Yasper (Ben Schwartz) bestärkt ihn nun, endlich den grossen Schritt zu wagen. Ein Problem ist jedoch die Anwesenheit von Brett (Ike Barinholtz), Zoes Ex-Mann, der die Trennung nicht wirklich akzeptiert und auf Krawall gebürstet ist. Nach dem Treffen landen Aniq, Zoe, Yasper, Brett und ihre alten Schulkameraden Chelsea (Ilana Glazer), Ned (Kelvin Yu), Jennifer (Tiya Sircar), Indigo (Genevieve Angelson) und Walt (Jamie Demetriou) aus unterschiedlichen Gründen auf einer Privatfeier in der Villa des berühmten Sängers und Schauspielers Xavier (Dave Franco), der irgendwann von seiner Terrasse in den Tod stürzt.

Detective Danner untersucht die Mordstelle mit einer Taschenlampe © Apple TV+

Die herbeigeeilte Detective Danner (wunderbar sarkastisch: Tiffany Haddish), die den Fall schon bald wieder an einen Spezialisten abgeben soll, ist sich sofort sicher, dass es sich um einen Mord handelt, und beginnt damit, die Gäste einzeln zu befragen. Immerhin muss einer von ihnen der Täter oder die Täterin sein.

«The Afterparty» bricht das Schema der klassischen Mördersuche auf, indem sich jede Folge und damit jedes Verhör mit einem neuen Genre befasst. Aniq, der den Anfang macht, erzählt Danner von seiner Annäherung an Zoe und befindet sich, wie die Ermittlerin in ihren einhakenden Kommentaren feststellt, im Zentrum einer Romantic Comedy. Brett wiederum, auf den sich die zweite Episode konzentriert, schaltet in den Action- und Agentenmodus und hat die Mission, seine Familie wieder zu vereinen. Das nächste Kapitel widmet sich dem Dampfplauderer Yasper, dessen Schilderungen vor unseren Augen ein Musical zum Leben erwecken.

Durch die zackigen Genrewechsel setzt die gut gespielte und in manchen Dialogen herrlich pointierte Apple-Produktion aber einen frischen Impuls.– Cineman-Serienkritiker Christopher Diekhaus

Serienschöpfer Christopher Miller spielt dabei immer wieder mit Stilmitteln, die für die verschiedenen Genres prägend sind, und bricht Klischees ironisch auf. Etwa dann, wenn sich Danner ungläubig zeigt, als Aniq in einem schmerzhaften Moment vom angeblich einsetzenden Regen berichtet. Da Miller zusammen mit Phil Lord (dieses Mal als ausführender Produzent an Bord) hinter dem zitatreichen Animationshit «The Lego Movie» steckt, muss es nicht wundern, dass auch «The Afterparty» wild mit Popkulturverweisen um sich wirft.

Aniq versucht seine zweite Chance bei Zoe zu nutzen © Apple TV+

Die Idee, ein Verbrechen aus diversen Perspektiven zu beleuchten, ist keineswegs neu. Durch die zackigen Genrewechsel setzt die gut gespielte und in manchen Dialogen herrlich pointierte Apple-Produktion aber einen frischen Impuls. Dass nach Sichtung der ersten drei Folgen allerdings noch kein rundum überzeugender Eindruck entsteht, hat vor allem zwei Gründe: Nicht jeder Gag ist wirklich lustig. Und mitunter legt Miller seine Figuren etwas zu karikaturenhaft an. Was im Umkehrschluss auch bedeutet: Echten Nervenkitzel bleibt das murder mystery erst einmal schuldig.

3 von 5 ★

«The Afterparty» ist ab sofort auf AppleTV verfügbar.

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