102 Dalmatiner USA 2000 – 100min.

Filmkritik

Dalmatiner, die Zweite

Filmkritik: Carole Koch

Wenn Glenn Close als Cruella de Vil auftritt, ziehen die Hunde ihre Schwänze ein. Schliesslich rückt sie den Vierbeinern in "102 Dalmatiner" gnadenlos auf den Pelz. Unterstützung leistet ihr dabei Gérard Depardieu als durchgeknallter Designer Jean-Pierre Le Pelt.

Cruella (Glenn Close) hat für ihre Dalmatinerhetze in Disney’s Kassenschlager "101 Dalmatians" (1996) schwer büssen müssen. Nach mehrjährigem Gefängnisaufenthalt und intensiver Psychotherapie hat sich ihre Persönlichkeit deutlich verändert, aus der teuflischen Cruella ist die sanfte und tierliebende Ella geworden. Mehr noch: Ähnlich wie Alex DeLarge in Stanley Kubricks "A Clockwork Orange" kann sie ihre dunkle Vergangenheit nicht mehr konfrontieren. Eine Aversion gegen Gewalthandlungen therapierte ihr der Seelenklempner zwar nicht an, dafür sieht die ehemalige Pelzfetischistin beim Anblick eines Tierfells rot. Ihre ansehnliche Pelzgarderobe muss in den Keller verbannt werden.

Soviel Kubricksche Inspiration hat den Machern von "102 Dalmatiner" auch wieder gereicht. Cruella geht nicht zu Klängen des Ludwig van auf Welpenfang - im Gegenteil, die betuchte Miss de Vil investiert gar in das heruntergekommene Tierheim von Kevin Sheperd (Ioan Gruffud). Einzig Bewährungshelferin Chloe Simon (Alice Evans) wird bei diesem Gesinnungswandel skeptisch. Grund dazu hat sie alleweil, denn ihre beiden Dalmatiner haben soeben hübschen Nachwuchs bekommen. Dass Cruella dieser Versuchung nicht ewig widerstehen kann ist keine Überraschung. Schon bald läuten die Glocken des Big Ben wieder die alten Zeiten ein.

Inhaltlich unterscheidet sich das Sequel nicht nicht erheblich vom Original: Cruella träumt denselben Traum von einer schwarz-weissen Dalmatinerrobe. Als einziger Zusatz ihrer tierischen Phantasien fungiert ein zum Kleid passender Pelzhut. An Cruellas Seite geht ausserdem der französische Designer Le Pelt (Gérard Depardieu) den Vierbeinern ans Fell. Seine Darbietung beschränkt sich jedoch auf Nebensächlichkeiten. Hingegen wird der kitschigen Romanze zwischen Chloe und Kevin viel kostbare Zeit eingeräumt, was die Kinder eher langweilen dürfte. Dadurch kommt die Inszenierung der Hunde, obwohl im Vergleich mit "101 Dalmatians" viel aufwendiger, eindeutig zu kurz. Auch das Welpentraining scheint sich nicht immer gelohnt zu haben: Obwohl der Babydalmatiner Oddball - gezeichnet durch sein unnatürlich weisses Fell - im Film zu einer zentralen Tierfigur gemacht wird, ist seine Zeit auf der Leinwand sehr beschränkt. Ein plappernder Papagei mit zunehmend nervenden Einlagen stiehlt ihm die Schau.

Hut ab jedoch von Glenn Close's Verkörperung der Cruella: Die 53-Jährige spielte die teuflische Modezarin so überzeugend, dass sie die schauspielernden Hunde nicht nur im Drehbuch, sondern auch auf dem Filmset in die Flucht trieb.Wer sich also nicht vor Déja-vus fürchtet oder in Hunde vernarrt ist, wird von "102 Dalmatiner" nicht enttäuscht. Alle anderen sollten vielleicht eher die Finger davon lassen.

31.05.2021

3

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Kommentare

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ofrick

vor 22 Jahren

wer den ersten Film liebt, dem gefällt auch der zweite. Cruella ist fast noch witziger geworden.


held

vor 23 Jahren

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