La môme - La vie en rose Tschechische Republik, Frankreich, Grossbritannien 2007 – 132min.

Filmkritik

Der Absturz des Spatzes

Filmkritik: Dominique Zahnd

Schon als kleines Mädchen landet Edith Piaf beim Gesindel im Pariser Bezirk Belleville und doch schafft sie es ins gleissende Scheinwerferlicht von New Yorks Konzertsälen. Marion Cotillard spielt die Rolle ihres Lebens.

Von der Mutter verlassen, aufgewachsen in grösster Armut, umgeben von Nutten und Zuhältern, machte ihre magische Stimme sie zum Weltstar auf beiden Seiten des Atlantiks. Unvergessen ihre Live-Auftritte und ihre unverwechselbaren Interpretationen von Chansons, die durch sie auf der ganzen Welt berühmt wurden, wie «La vie en rose», «Milord», «Non, je ne regrette rien» und viele mehr. Aber auch ihre leidenschaftlichen Affären und die Freundschaften mit bedeutenden Zeitgenossen - Yves Montand, Jean Cocteau, Charles Aznavour, Box-Weltmeister Marcel Cerdan und Marlene Dietrich - rückten sie immer wieder ins Rampenlicht.

Nie gab Edith Piaf den Kampf mit ihrem Schicksal auf. Höhenflüge und Glück wechselten sich ab mit Dramen und tragischen Abstürzen. Die Welt feierte sie und nahm ebenso Anteil an ihrem Schicksal, und allen war klar, dass sich der «Spatz von Paris», wie sie liebevoll genannt wurde, irgendwann die Flügel verbrennen wird.

Edith Piafs Leben war eine schmerzliche Achterbahnfahrt: Schicksalsschlag folgte auf Schicksalsschlag. Und der Film «La vie en rose» zeigt sie alle. Hier wird nicht gespart an grossen Emotionen. Tränen, Wut - die ganze Gefühlsskala wird abgefeiert. Dazu lässt wunderbare, zeitlose Musik das Herz beben. Und dann sind da noch die vielen Gaststars - angefangen beim kolossalen Gérard Depardieu in einer Nebenrolle.

Die Rolle der Piaf, der berühmtesten Sängerin Frankreichs, ist für eine französische Schauspielerin die Rolle ihres Lebens. Marion Cotillard, die vor kurzem noch Russell Crowe in Ridley Scotts «A Good Year» den Kopf verdrehte, nahm die grösste Herausforderung ihrer Karriere an - und bestand mit Bravour.

Marion Cotillard spielt Edith Piaf nicht einfach, sie verliert sich in der Figur, verschwindet in ihr. Was Cotillard abliefert ist hohe Schauspielkunst. Sie wirkt authentisch, auch wenn sie nicht wirklich singt. Aber es fühlt sich echt an. Alles an ihr. Und die Person, die sie verkörpert, ist spannend. Kein Lamm, sondern ein kleiner Tyrann, der gerne drauflos zetert. Bequem? Nein, das war die Piaf nicht. Doch das ist gut für den Zuschauer. Denn ein Film, der von so einer lebendigen Hauptfigur und ihrer unvergesslichen Musik getragen wird, macht das Zusehen trotz aller Tragödien zum Genuss.

10.11.2020

4

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 14 Jahren

Der ganze Lorbeer für diesen Film gebührt allein der Hauptdarstellerin Marion Cottillard. Es gelingt ihr die innere Zerrissenheit der Piaff deutlich zu machen. Ihre permanente Suche nach Glück und Geborgenheit, ihre grosse Klappe, mit der sie viele verprellt hat und die Flucht in Drogen zeigen eine Persönlichkeit, die verunsichert ist, aber auch halsstarrig und spröde. Leider zerreißen die recht willkürlich gewählten Schnitte die Handlungsebenen und verhindern das Eintauchen in die Lebenssituation der Hauptfigur. Der Zuschauer bleibt emotional außen vor, obwohl er schon gefühlsmäßig angesprochen werden soll. Nur die klassischen Evergreens der Piaff erwärmen sein Herz. Der körperliche Verfall kommt ziemlich plötzlich und scheibchenweise etwas konfus daher. Trotzdem nicht nur für Fans des französischen Chansons.Mehr anzeigen


sarapo

vor 16 Jahren

Googel bringt nicht viel. Aber zu Deiner Frage: Berteaut verschwand immer mal wieder aus Piafs Leben und ging doch immer wieder zurück. Auch eine tragische Geschichte, wenn man so will. Nach Piafs Tod zog sie sich erstmal zurück. 1969 veröffentlichte sie dann, sehr zur Überraschung vieler, die Biografie"Piaf", die nicht ganz unumstritten blieb. Aber selbst der Versuch, "Piaf" vom Markt nehmen zu lassen scheiterte kläglich, da das Gericht keinen Anlass dazu sah und von einer Rufmordcampagne gegen Berteaut sprach. Wie dem auch sei - das Buch verkaufte sich millionenfach. Berteaut schrieb dann, 1972, noch ein Buch mit dem Titel "Momone". Sie starb am 30. 05. 1975, einen Tag nach ihrem Geburtstag. ALles was man über das Privatleben von Berteaut, nach Piafs Tod weiß ist, dass sie mit einem jungen Homosexuellen zusammen lebte und von der Polizei tod in deren Wohnung aufgefunden wurde. Angeblich starb sie an Herzversagen. So, ich hoffe, ich konnte Dir damit weiter helfen.
Liebe Grüße, AndreaMehr anzeigen


sarapo

vor 16 Jahren

La vie en rose ist ein genialer Film, den ich 6 fach im Kino gesehen habe wegen der tollen schauspielerischen Leistung!
Lieber wäre mir aber eine Verfilmung von Simone Berteauts Buch "Piaf" gewesen.
(Einen Versuch startete man bereits 1974!)
Und um eine Frage zu beantworten:
Berteaut veröffentlichte 2 Bücher (Piaf/Momone) bevor sie 1975 verstarb. Hoffe damit weitergeholfen zu haben.Mehr anzeigen


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