Sicko USA 2007 – 123min.

Filmkritik

Wenn das System krankt

Isabelle Stüssi
Filmkritik: Isabelle Stüssi

Jetzt kommt Michael Moores scharfe Kritik am amerikanischen Gesundheitswesen. "Sicko" ist eine Art "Doku-Komödie", wie sie nur der Polemiker unter den Dokumentarfilmern beherrscht: tendenziös, skurril, und möglicherweise sind die Fakten leicht zurechtgerückt?

Unbefangen kann man sich seit der grossen Dekonstruktion von Michael Moore und seinen fragwürdigen Arbeitsmethoden nicht mehr nähern. Und vielleicht braucht der neuste Coup des "Rebellen mit Wackelkamera" nicht nur deshalb eine gute Portion Humor, sondern auch wegen des Gegenstands seiner Untersuchung: Moore legt sich mit dem amerikanischen Gesundheitssystem an. Und dieses scheint in einem pitoyablen Zustand - behauptet wenigstens "Sicko". Moore porträtiert nämlich ausschliesslich Menschen, deren Leben durch das US-Gesundheitssystem zerrüttet, zerstört oder beendet wurde. Den Fokus legt er derweil nicht auf die "Unversicherten", sondern auf jene, die jahrelang ihre Beiträge schön brav einzahlten und trotzdem kein Geld sahen, als sie es brauchten.

Nach einem Aufruf auf Moores Internetseite - er bat die US-Bürger, ihm ihre persönlichen Horror-Erfahrungen mit Krankenkassen zu schildern - gingen in kürzester Zeit tausende von Emails ein. Ein paar wenigen dieser "Geschichten" geht Moore nach und findet Menschen, die entweder durch eine Zahlungsverweigerung bankrott gingen oder gar Familien-Angehörige verloren. Moore beleuchtet die üblen Machenschaften und fiesen Tricks der Versicherungen; er zeigt, wie sie Kosten sparen und findet Schuldige: erstens den ehemaligen Präsidenten Richard Nixon und zweitens das kapitalistische Profitdenken.

Schnitt: Moore sucht nach Alternativen und macht sich nach Europa auf, um die Funktionsweisen anderer Gesundheitssysteme zu untersuchen. In England wird er ausgelacht, als er junge Eltern fragt, wieviel sie für ihren Spitalaufenthalt bezahlt haben. Und in Frankreich lässt er sich erzählen, dass der Staat den Müttern für die ersten Tage nach der Geburt eine Nanny für Haushalt und Kinderpflege zahlt. So entsteht der Eindruck, diese Systeme seien kostenlos; nur am Rande wird erwähnt, dass sie nur durch hohe Steuern finanziert werden können.

Doch Moore wäre nicht Moore, wenn er sich nicht noch etwas Überraschendes einfallen liesse. Gemeinsam mit ein paar Leuten, die auf "Ground Zero" gearbeitet hatten, reist er nach Guantanamo - dem einzigen Ort "in" den USA, an dem das Gesundheitswesen gratis ist. Dummerweise geht der Alarm los und die Reise weiter Richtung "richtiges" Kuba. Dort bahnt sich Moore mit seinen Patienten den Weg in eine Klinik. Selbstverständlich werden sie umgehend und freundlich behandelt. Dass so Bilder entstehen, die auch aus der Propaganda-Maschinerie Fidel Castros stammen könnten? Auch egal. Was Moore ausspart, ist die unangenehme Wahrheit, dass sich auf Kuba nur verarzten lassen kann, wer Devisen hat. Und die "normale Bevölkerung" hat zu Nobel-Kliniken eh keinen Zugang.

Trotz viel Schönfärberei geht "Sicko" stellenweise unter die Haut, auch wenn er zeitweise ins Pathetische abzudriften droht. Eines tut der Film aber garantiert: Er stimmt nachdenklich. Übrigens: Wo "Sicko" sonst noch so schummelt, beantwortet die Dokumentarfilmerin Debby Melnyk in ihrem Film "Manufacturing Dissent" - demnächst im Kino Ihres Vertrauens.

17.02.2024

3

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Kommentare

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raffi44

vor 16 Jahren

ich war fasziniert..


tuvock

vor 17 Jahren

Eine Frau musste nach einem Autounfall die Ambulanzrechnung bezahlen, weil sie ihrer Versicherungsgesellschaft nicht vor ihrer Bewusstlosigkeit ankündigte, ärztliche Versorgung zu benötigen. Und als ich dass hörte, dachte ich, ich raste jetzt aus und mach irgendwas verrücktes, dann habe ich aufs Klo gehen müssen.

Auch gezeigt wird die Witwe von TRACY PIERCE, der an Nierenkrebs starb, nachdem seine Versicherungsanstalt eine möglicherweise lebensrettende Knochenmarktransplantation abwies. Und wenn man sich so einen Fall hier bei einem Hartz 4 Patienten nur vorstellt. Die Versicherungsanstalt einer Frau verweigerte nach einer Operation die Bezahlung, weil die Frau auf ihrem Antragsformular nicht angab, dass sie früher einmal eine Pilzinfektion hatte. Und dass finde ich fast die größte Frechheit im Film.

Obdachlose Patienten wurden aus den Krankenhäusern von Los Angeles geworfen, nachdem sie eine medizinische Erstbehandlung erhielten. Dafür war es wieder super, in Havanna, Cuba, werden Leute zum Bruchteil dessen von Amerika behandelt, der ganze Kalte Krieg, der Haß auf Cuba, ja dort ist Medizin umsonst, die haben ein super System, die besten Ärzte die man sich vorstellen kann, 7 Leute glaube ich waren es, die dort gratis behandelt werden, ach ja in Guantanamo Bay, der US Basis auf Kuba werden die Leute auch gratis behandelt. Also ab in den Knast.

Oder interessant, Eine Rede, irgendein Kongress im Jahr 1996. Eh egal welcher. Dr. LINDA PEENO, eine frühere Angestellte der Versicherung Humana, sagt, ihre primäre Aufgabe habe darin bestanden, dem Unternehmen Geld zu sparen. „ Ich verweigerte einem Mann die notwendige Operation“, sagte sie, beziehend auf eine Entscheidung, die sie 1987 fällte. Laut einem Artikel in der New York Times wurde ihre Aussage „ breit nacherzählt über all die Jahre“. Laut einem Sprecher von Humana handelte der Fall von der Frage, ob ein Mann eine Versicherung hatte, die eine Herztransplantation einschließe, und PEENO sei korrekterweise zum Schluss gekommen, dass die Versicherungsanstalt die Behandlung nicht bezahlen müsse.

Und alleine dass schon zu lesen muß bei wem einen Schock verursachen. Oder schlimm einige freiwillige Rettungskräfte, welche während der Terroranschläge am 11. September 2001 Rettungsarbeit leisteten und in Folge an einer Reihe von medizinischen Problemen erkrankten, werden interviewt. Die Regierung weigert sich, die Behandlungskosten für die daraus resultierten Krankheiten zu übernehmen, da sie nur als Freiwillige an den Aufräumarbeiten beteiligt waren. Da die US-Regierung aber behauptet, die volle medizinische Behandlung für die angeblichen „ feindlichen Kämpfer“ im Guantanamo Bay Internierungslager zu gewährleisten, fährt MOORE mit drei Schiffen von Miami nach Cuba. Und die zahlen auch. Uff.

Also wenn man sich den Film ansieht, der übrigens auf der Rotten Tomatoes Seite positiv mit 92 % abgeschnitten hat was normalerweise selten ist dann kann man dem Film eh nur 80 von 100 Punkten geben, leider war er zu viel in Englisch und zu wenig in Deutsch. Dass ist ein Kritikpunkt, er war nie sehr langweilig, eher spannend und erheiternd, und es hat Spaß gemacht oft zu zusehen, weil man viel erfährt. Keine Schauspieler, alles Laien die von der harten Wirklichkeit erzählen. Michael Moore der aussieht wie ein fetter unwichtiger Nerd macht mehr als alle anderen er hat auch anderen Leuten viel gegeben, die sich keine Behandlung sich leisten können. Der Film selber ist einfach gestrickt. Man erfährt vom Krankensystem, gekonnt manipulativ setzt er Erzählberichte armer Leute ein, um den Zuseher zu überzeugen, man erfährt aber nicht genügend Hintergründe, oder Stellungsnahmen der Reichen Konzerne, wie bei Pro 7 bei einigen Shows, leider. Auch habe ich dass mit Nixon nicht kapiert, wo der ganze Schlamassel angefangen hat.

Wenn Michael Moore durch Paris wandert und London habe ich mich gelangweilt, da war 0 Spannung dahinter, die Szene mit Cuba oder Guantanamo waren super, sonst gibt es viele Langweilige Dinge, also ich finde die Kamera war gut, etwas wackelig, der Film ist nicht so gut wie sein letzter, und ich finde

80 von 100 hat er verdient.Mehr anzeigen


tuvock

vor 17 Jahren

Einfach alles in einer karrikativen archaischen Wurst erzählt mit einem Schuß Sarkasmus und Wahrheit:

Die Gesellschaft ist sick, ja krank, verrückt und irre. Alles wird geleitet von großen Bossen. George Bush, kein so guter Präsident wie viele sagen, kriegt ja seine Befehle von Leuten die sehr reich sind, ob jetzt Illuminaten dabei sind oder nicht, auf alle Fälle sind es Pharmakonzerne. Die ehemals gute Hillary Clinton wurde für knapp 400. 000 US $ gekauft. Warum? Na ja sie wollte dass das US Krankensystem staatlich wird, und nicht privat. Ein Wahnsinn zu zusehen dass so eine käuflich ist, wie viele Leute.

Man sah im Film Pharmakonzern Bosse die ehemals im Senat saßen. Wieso? Na ja im Senat hast du lächerliche
5 – 10. 000 US $ im Monat, als Pharmakonzernchefs, vorausgesetzt du arbeitest mit dass alles schön privat ist, kriegst du mal so um die 150 – 300. 000 US $ dass du dort mit denen zusammenarbeitest. Da ist nicht verwunderlich wenn du dich kaufen lässt.

Sicher ist eine Ärztin ausgestiegen, sie hatte Gewissensbisse bekommen, sie war für viele Ablehnungen zuständig und viele Leute mussten sterben weil die Versicherung nicht zahlt. Egal ob es jetzt um einen Amputierten Mittelfinger geht der 60. 000 US $ kostet, wenn der Versicherte nicht immer gesund war, oder wenn er nicht versichert ist. Aber in dem Film geht es ja nicht um die 50 Millionen Amerikaner die nicht versichert sind, auch nicht um die 18. 000 Leute die jedes Jahr sterben weil sie nicht versichert sind, sondern um die 250 Millionen Versicherten die eine Versicherung haben die aber nichts zahlt.

Wenn du keinen großen Namen hast, wenn du eine Pilzinfektion vor 10 Jahren hattest, gibt es genauso wenig eine Operation, was ja schlimm ist, wie der Fall in L. A. wo Leute auf die Straße gesetzt wurden und starben, weil das Krankenhaus nachfragte, ob der Fall übernommen wird was nicht der Fall ist.

Es gibt im Film Leute die für Versicherte nicht unterwegs sind, sondern für geldgierige Versicherungen, die ihm den Auftrag gaben, Schmutzwäsche zu suchen. Na ja die Typen müssen sich ja alles vom Mund absparen. Als Konzernchef mit ner Mille im Monat kann man ja nicht auf den goldenen Rückenkratzer aus Elfenbein verzichten wenn man schon 40 hat.

Der Ferrari oder Maibach kostet viel Geld, die Erhaltung der Villa auf den Bermudas noch mehr, und da kann man doch ruhig über Leichen gehen oder? Lassen wird doch die Leute mehr Jobs haben, mehr krank werden, die nehmen dann mehr Medikamente, und sterben früher, ja so lässt sich gut Geld verdienen. Michael Moore ist genauso fassungslos, in Kanada zahlt man nichts, in England kosten alle Medikamente knapp 7 Englische Pfund, im Spital kriegt man Geld zurück, in Frankreich dass das beste Gesundheitssystem hat kostet nichts was im Spital, und wenn man dass auf uns umsetzt, Jeder Hartz 4 Patient, und dass sind sowieso schon Patienten wenn man sich die „ Oliver Geissen Show“ ansieht, müssten dann zahlen, können nicht und sie bleiben oder werden krank, ob es Kinder sind die sterben oder Erwachsene, was soll´ s, und das wäre doch mal interessant wie die Deutschen da reagieren.

Ist man in Amerika gewohnt, nur eines nicht, Demonstrieren, das kennen die nicht, die fressen ja eh alles was vom TV kommt, gutgläubiges leicht zu führendes überpatriotisches Volk. Zum 3. X hat der Film von Michael Moore bei den Filmfestspielen von Cannes teilnehmen können und abgesahnt in Preisen. Er nimmt das US Gesundheitssystem etwas doch sarkastisch und ernst, und eher traurig und real auf die Schippe.

Es gibt wunderbare Berichte von einigen Leuten die im Film vorkommen denen das verweigert wurde, die Behandlung, Betreuung, Medikamentöse Unterstützung usw.

Hier wären mal einige Beispiele:

Am 3. Februar 2006 forderte Moore die Leute über sein Blog dazu auf, ihm per E-Mail ihre „ persönlichen Horrorgeschichten“ mit dem Gesundheitswesen zu senden. Innerhalb von 24 Stunden erhielt er 3. 700 E-Mails, am Ende der Woche waren es 25. 000. Dass was man sich nicht vorstellen kann ist dass die Anfragen bald die 100. 000 überschritten.

Ein Mann sägte sich mit einer Kreissäge die Spitzen seines Mittel- und Ringfingers an einer Hand ab, als er zu Hause arbeitete. Er hatte keine Versicherung und ihm standen nur begrenzte finanzielle Mittel zu seiner Verfügung. Er musste sich entscheiden, ob das Krankenhaus den Mittelfinger für 60. 000 Dollar oder den Ringfinger für 12. 000 Dollar wieder anfügen sollte.

Dass war der Fall den ich oben beschrieben habe, alleine wenn ich den schon ansah, tat er mir leid, und ich musste fast weinen. Er wählte aus finanziellen Gründen den Ringfinger. Der Ringfinger landete auf einer Mülldeponie. Möwen freuten sich dann über ein zusätzliches Mittagsessen.

In einem Fall bewilligte zwar die Versicherungsanstalt CIGNA HEALTHCARE ein Cochleaimplantat für DOUG NOES Tochter ANNETTE, welche mit einer akuten Hörbehinderung geboren wurde, allerdings nur für das linke Ohr. Und so viel ich weiß hier in Europa ist das gratis, für beide Ohren. CIGNA argumentierte, dass eine Zwei-Ohr-Operation „ experimentell“ sei. Eigentlich auf deutsch zu teuer für eine Versicherung die 2 Milliarden Umsatz im Jahr macht. Als NOE MOORE seinen Fall berichtete, und dies den Versicherer wissen ließ, revidierte dieser seine Entscheidung.. Allerdings werden auch in Ländern mit hochentwickelten sozialen Gesundheitssystemen
(z. B. Deutschland) nur einseitige Cochleaimplantate bezahlt, beidseitig nur in Ausnahmefällen. Und die haben sich dann an MICHAEL MOORE gewandt und ich glaube mich zu erinnern dass sich die Idioten dort dann bei dem Mann entschuldigten und zahlten, MOORE sei Dank.Mehr anzeigen


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