A Serious Man Frankreich, Grossbritannien, USA 2009 – 105min.

Filmkritik

Eine beinah ernste Geschichte

Benedikt Eppenberger
Filmkritik: Benedikt Eppenberger

Was wäre wohl das Resultat gewesen, hätten Isaac Bashevis Singer, Donald Duck und Franz Kafka zusammen mal ein Crack-Pfeifchen geraucht? Vermutlich eine nur halb so träfe Komödie, wie sie die Coen-Brüder mit «A Serious Man» geschaffen haben. Die begnadeten Puppenspieler erzählen hier, wie 1967 in einem jüdischen geprägten Suburb in Minnesota die Suche eines modernen Hiobs nach dem «wieso ich?» zufällig fast ans Ziel führt. Bevor sich herausstellt, dass Gott nicht zu Hause ist.

Douglas Adams gab in seiner Satire «Per Anhalter durch die Galaxis» auf die Frage nach dem letzten Grund als Antwort: 42. Ähnlich nichtssagend sind die Begründungen, welche Rabbis, Anwälte, Ärzte, Psychologen, Kabbalisten und andere Bescheidwisser auf Larry Gopniks (Michael Stuhlbarg) Fragen nach den Ursachen für sein Unglück parat haben. Möglich, dass der Physikprofessor das sich anbahnende Desaster zeitig hätte erkennen können. Doch dem stand seine Unfähigkeit entgegen, die Zeichen richtig zu lesen.

Weshalb Sohn Danny (Aaron Wolff) lieber kifft als den Worten des Rabbis zu lauschen, beispielsweise. Oder Tochter Sarahs (Jessica McManus) sich wünscht, es mit der Nase besorgt zu bekommen. Oder warum der arbeitslose und schwer vermittelbare Onkel Arthur (Richard Kind) seit Wochen mit Verdauungsproblemen in Familie Gopniks Wohnzimmer haust. Hierzu kommen die anonymen Klagen, mit seiner, Gopniks, ethischer Einstellung sei es nicht eben weit her. Als ihm schliesslich Frau Judith (Sari Lennick) eröffnet, ihn für den schleimigen Seelenklempner Sy Ableman (Fred Melamed) verlassen zu wollen, segelt der betriebsblinde Gopnik endgültig ins Offside.

«Wieso ich?», fragt er sich nach jedem Unglück, während ihm das Leben weiter entgleitet. «A Serious Man» ist vor allem ein komischer Film. Lustig ist, wie die Coen-Brüder auf Gopniks grosse Frage sowohl religiöse wie auch säkulare Sinngeber durchwegs Nonsense produzieren lassen. Die ganze Tradition, die Moderne und das Kino sind also nur dazu da, mit Bullshit die Sinnlosigkeit des Daseins zu verschleiern? Nicht nur. Die Coen-Brüder öffnen in ihren Filmen immer wieder auch Türchen, um das über einen verstummten Gott ratlose Personal etwas zu entlasten: Bowling («The Big Lebowski») oder Briefmarkensujets malen («Fargo»), Kettenrauchen («The Man Who Wasn't There») und Sexmaschinen bauen («Burn After Reading»).

Ihr neuster Film sei autobiographisch gefärbt, sagen die Coens, und für einmal zeigt das Duo unverschleiert, wie stark der jüdische Hintergrund seine Sichtweise aufs Leben geprägt hat. Zusammen mit einem erstklassigen Ensemble unbekannter Schauspieler, dem grossartigen Roger Deakins hinter der Kamera und einem kunstvoll verschachtelten Drehbuch zeigen die Brüder einmal mehr, welch bizarre Formen die Sinnsuche jüdischer Intellektueller im Wilden Westen hervorbringen kann.

17.02.2024

5

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Kommentare

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Movie_Maniac

vor 7 Jahren

"A Serious Man" bietet eine interessante Grundidee, lässt durch die ermüdende Erzählweise aber vieles an Potential liegen. Trotz des nicht namhaften Casts ist die schauspielerische Leistung auf höchstem Niveau. Vor allem der Hauptdarsteller Michael Stuhlbarg verkörpert seine Rolle absolut glaubwürdig. Während dem ganzen Film hat man mit dem vom Schicksal gequälten Durchschnitts-Bürger Mitleid und kann sich stets in seine Situation hineinversetzen. Die Handlung kommt aber insgesamt zu ereignisarm und monoton daher.
7/10Mehr anzeigen


silvios

vor 12 Jahren

Die Vorschau hat sehr viel Versprochen, der Film selber hat überhaupt nicht gefallen


davidkoch

vor 13 Jahren

Nicht der beste Coen-Streifen, aber durchaus sehenswert.


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