Quartet Grossbritannien 2012 – 98min.

Filmkritik

Von den schöneren Seiten des Alters

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Dustin Hoffman hat mit 75 Jahren seinen ersten Regiefilm gedreht. Quartet erzählt vom Zusammenleben von Opernkünstlern in einem gehobenen englischen Altersheim. Herausgekommen ist eine exquisit besetzte, aber etwas altbackene melancholische Komödie ohne Ecken und Kanten.

"Beecham House" ist ein Altersresort der gehobenen Kategorie. Rentner aus der Künstlerszene werden hier gerne aufgenommen und bestens versorgt. In den Salons wird musiziert, gesungen und debattiert. Und im Park flirtet man, malt oder spielt Cricket. Für das umfassende Wohlbefinden sorgen eine blonde Ärztin im besten Alter und ihr aufmerksames Team. Schliesslich sollen die Herrschaften den Lebensherbst so unbeschwert und stressfrei wie möglich geniessen. Obwohl es natürlich auch in diesem Luxus-Seniorenheim Altersleiden, Gebrechlichkeit, Krankheiten gibt. Und der Tod allgegenwärtig ist.

Doch darauf mag Regisseur Dustin Hoffman leider nicht wirklich eingehen und belässt es bei diskreten Andeutungen. Ihn interessieren offenbar die schöneren Seiten des Alters, die positiven, optimistischen Aspekte - trotz aller Gebresten. Zum Beispiel das, was die Künstler mit Passion in "Beecham House" weiterpflegen. Etwa die Vorbereitung auf das alljährlich zum Höhepunkt erklärte Geburtstagskonzert für den allseits verehrten Komponisten Giuseppe Verdi. Eine Benefizgala, deren Ertrag in die Kasse des Hauses fliesst.

Für die Ruheständler ist das eine tolle Gelegenheit, ihr Können aufzufrischen und wieder mal im Scheinwerferlicht zu stehen. Im Zentrum des Geschehens stehen die befreundeten Opernsänger Cecily (Pauline Collins), Reginald (Tom Courtenay) und Wilfred (Billy Connolly); sie sind die Platzhirsche vor Ort. Doch eines Tages zieht die Star-Sopranistin Jean (Maggie Smith) ein, die mit den Dreien zusammen grosse Erfolge feierte und dann wegen einer fatalen Liebesgeschichte eigene Wege ging. Kommt es trotz neu aufbrechender, alter Wunden zur Wiedervereinigung des Quartetts?

Eine hübsche Story. Doch es macht den Anschein, als ob Hoffman nicht dasselbe auszeichnet, was ihm als Schauspieler eigen ist: Die Fähigkeit, Extremes abzubilden, ein Risiko einzugehen. Schade, denn mit einem Drehbuch, das auch heikle Altersfragen vertieft hätte, wäre das fantastische Ensemble garantiert gut zurechtgekommen. So aber plätschert Quartet als formal altbackener, inhaltlich geschönter Unterhaltungsfilm einem klangvollen Ende entgegen. Und erst noch ohne Dustin Hoffman vor der Kamera.

22.01.2013

3

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Kommentare

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Barbarum

vor 9 Jahren

Prächtige Leistung der Darstellerriege aber die Erzählweise selbst ist wengier eindrucksvoll.


gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

Charmant


Patrick

vor 11 Jahren

Liebenswert, Behutsam und mit viel Feingefühl kommt dieses Qaurtett daher.


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