Trance - Gefährliche Erinnerung Grossbritannien 2013 – 101min.

Filmkritik

Der verzwickte Weg der Erinnerung

Filmkritik: Andrea Wildt

Starregisseur Danny Boyle setzt in seinem neuen Film um den Raub eines Goya-Gemäldes ganz auf die Macht der Hypnose. Was als gesellschaftlich aktueller Kriminalfilm beginnt, verfängt sich schnell in den eigenen Stilmitteln und endet als verfilzter Psychothriller mit Gefühlsduselei.

Der Held ohne Erinnerung gehört zu den grossen Klassikern des Psychothrillers. Nicht erst seit dem epochalen Memento gehört es im modernen Kino mittlerweile zum Muss, den Zuschauer durch die Montage der Geschichte, zusammen mit dem Held in den Sog der Orientierungslosigkeit zu ziehen. Die Realität vom Traum, das Bewusste vom Unbewussten nicht mehr unterscheiden zu können, ist der Kick, den ein Thriller heute bieten sollte.

Auch Danny Boyle setzt in Trance auf das Verwirrmanöver "wer weiss was" und "wer spielt welches Spiel": Als der Auktionär Simon (James McAvoy) nach dem Überfall während der Versteigerung eines Goya-Gemäldes im Krankenhaus wieder zu Bewusstsein kommt, kann er sich nicht mehr daran erinnern, wohin er das Gemälde in Sicherheit gebracht hat. Seine Ganovenkollegen (u.a. Vincent Cassel) setzen alle Mittel daran, ihm dies wieder in Erinnerung zu rufen. Ihre letzte Hoffnung ist die Hypnose. Aber auch die attraktive Psychologin (Rosario Dawson) spielt mit gespickten Karten.

Der Film wandelt von nun an auf seiner Suche nach der Wahrheit zwischen Realität und den Hypnosezuständen der einzelnen Figuren hin und her. Zunehmend ist nicht mehr zu erkennen, wo man sich befindet. Das mag auf den ersten Szenen mässig spannend wirken, verärgert dann mehr und mehr als durchschaubare, platte Verwirrstrategie einer mittelmässigen Story. Der lange Weg der Erinnerung wird in Trance strapaziös für alle Beteiligten und das Finale überrascht dann auch nur noch spärlich.

Trotzdem hat Trance den ein oder anderen Höhepunkt zu bieten: Unter anderem den Soundtrack von Rick Smith, der mit seiner Band Underground u.a. bereits Trainspotting Filmsong-Hits wie Born Slippy erschuf. Diesmal unterstützt ihn die eigenwillige Stimme der schottischen Soul- und R&B-Sängerin Emeli Sandé, was dem Film seine ganz eigene Stimmung verleiht.

Auch die Idee, den Helden durch Hypnose zur Vernunft zu bringen, hat so seinen dramaturgischen Reiz. Nur leider verkommt diese im Laufe des Films zur fraglichen Allzweckwaffe mit Allmacht über seine Patienten, hinter der sich eine dürftige Geschichte zu verstecken sucht. Da rettet dann auch das erotische Psychospiel um das rasierte weibliche Geschlechtsteil mit Bezügen aus der Kunstgeschichte den Film nicht mehr. Trance zeigt einmal mehr, dass es eben nicht ausreicht, durch Montage, ein bisschen Erotik und einen coolen Soundtrack den Zuschauer zu verführen. Dazu brauchte es schon immer zuerst eine gute Story.

10.11.2020

3

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Kommentare

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Barbarum

vor 9 Jahren

Sehr stylisher Film, der einen zu Beginn auch gleich in den Bann zieht. Aber je länger das Ratespiel dauert, desto mehr fällt der Film auseinander.


oscon

vor 10 Jahren

Düsterer (Psycho-) Thriller à là Nolan's MEMENTO von Danny Boyle mit einem hervorragenden James McAvoy, um einen Kunstraub in London.
Mehr darf zur Geschichte nicht erzählt werden, da ansonsten der Spass resp. die Spannung verloren geht!
Nur soviel sei verraten: es ist nicht alles so, wie es scheint...
Toll gezeichnet ist die Unterwelt Londons in Form des Clubbesitzers Frank (Vincent Cassel) und seinen Schergen, ambitiös ist die Erzählweise, fast schon experimentell die Kameraführung.
Allerdings gibt es auch Längen im Film und die für die Handlung wichtigen hypnotischen Ebenen können den Zuschauer verwirren!
Und, warum der Regisseur mit der mädchenhaften Entblössung der Scham und der extremen Brutalität der Story (unnötig) Pfeffer verleihen will, wird wahrscheinlich sein Geheimnis bleiben...
Überraschend! *** 3 SterneMehr anzeigen


tigi1414

vor 11 Jahren

Sehr intressanter Film, zum Teil etwas verwirrend wenn man den Kopf nicht bei der Sache hat.


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