Body Polen 2015 – 90min.

Filmkritik

Die Vielfalt des Körpers

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Um die Themen "Tod", "körperlicher Verfall" und "Esoterik" geht es im neuen Drama der Polin Malgorzata Szumowska. Doch so ernst und düster wie die Themen anmuten, ist der Film bei weitem nicht.

Der Tod seiner Ehefrau und der harte Berufsalltag als Untersuchungsrichter, haben Janusz (Janusz Gajos) abgestumpft und gefühlskalt werden lassen. Seine fehlende Emotionalität bekommt vor allem seine magersüchtige Tochter Olga (Justyna Suwala) zu spüren, die von Janusz – aus Angst vor einem Suizidversuch – in eine Klinik gebracht wird. Dort trifft sie auf die Therapeutin Anna (Maja Ostaszewska), die seit dem Tod ihres Kindes alleine und abgeschottet lebt. Sie hat sich ganz der Esoterik verschrieben und hilft Hinterbliebenen, mit der Trauer über ihre Verluste hinwegzukommen. Bei Janusz stößt sie damit aber zunächst auf taube Ohren, vor allem als sie ihm mitteilt, dass seine verstorbene Frau mit ihr Kontakt aufgenommen habe.

Die polnische Regisseurin Malgorzata Szumowska ist bekannt dafür, in ihren Filmen prekäre und komplexe Themen zu behandeln. Sie befasste sich filmisch bisher u.a. mit der unterdrückten Homosexualität eines katholischen Priesters (In the Name of - W imie) oder einer über Prostitution recherchierenden Journalistin (Elles). Mit Body, der auf der diesjährigen Berlinale seine Premiere feierte, widmet sie sich nun den Themen "Tod", "Spiritualität" und "Vergänglichkeit". Szumowska erhielt dafür den Silbernen Bären für die beste Regie.

Szumowska packt mit ihrem Film einige thematisch heiße Eisen an. So zeigt er u.a. auf ungeschönte und ungefilterte Art den körperlichen Verfall der magersüchtigen Olga (eine Szene im Badezimmer ist besonders drastisch), die Auswirkungen des Jobs auf das Gefühlsleben von Janusz oder verweist auf Anna, die ihre ganz eigene Methode gefunden hat, mit dem Tod ihres Kindes umzugehen. Das Leitmotiv des (emotionalen wie körperlichen) Verfalls zieht sich wie ein roter Faden durch den Film. Ebenso wie Körper – der Titel verweist bereits darauf – immer wieder eine zentrale Rolle spielen und zu sehen sind. Egal ob lebende, tote, verstümmelte oder abgemagerte.

Ein interessantes Spannungsverhältnis resultiert zudem aus dem Miteinander der beiden Hauptpersonen: dem rationalen, emotional erkalteten Janusz und der hochemotionalen, an die Kraft der Spiritualität und Mystik glaubenden Anna. Aus ihren Wortgefechten und den Versuchen Annas, den abweisenden Untersuchungsrichter von der Wahrhaftigkeit ihrer Eingebungen und ihren Fähigkeiten als Medium zu überzeugen, ergeben sich oft skurrile, schwarzhumorige Szenen und Momente. Trotz der Schwere der Inhalte zeichnet sich der Film hier durch eine erfrischende Leichtigkeit und sympathische Gelassenheit aus. Body ist ein kleiner, unkonventioneller Film, der sich auf unaufgeregte und ungewöhnliche Weise mit diesen Themen befasst.

05.06.2024

4

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