CH.FILM

Der Spatz im Kamin Schweiz 2024 – 118min.

Filmkritik

Eine toxische Familiengeschichte

Filmkritik: Walter Rohrbach

Nun ist er da, der dritte Teil der Trilogie der Zwillinge Silvan und Ramon Zürcher. Das Filmduo, das ursprünglich aus Aarberg stammt, serviert in diesem Teil eine happige Kost und gibt Einblicke in toxische Familienbeziehungen – so giftig, dass sogar eine Katze dran glauben muss. Der Spatz entkommt jedoch.

Die erste Einstellung auf die paradiesische Insel im Nirgendwo führt die Zuschauenden auf eine falsche Fährte. Tatsächlich ist im nahe gelegenen Haus einiges im Argen: Karen (Maren Eggert) lebt mit ihrem Mann (Andreas Döhler) und ihren drei Kindern etwas abseits in einem prächtigen Haus. Der Geburtstag von Markus steht an, für den Jule (Britta Hammelstein), die Schwester von Karen, mit ihrer Familie angereist ist. Mitgebracht hat Jule für Markus aber nicht nur Geschenke, sondern auch ein paar traumatische Kindheitserinnerungen. Der toxischen Familienkonstellation fällt sogar eine Katze zum Opfer – so viel sei verraten.

Der «Spatz im Kamin» ist der letzte Teil der Trilogie, der aus Aarberg stammenden Zwillingsbrüder Ramon und Silvan Zürcher. Im dritten Teil hat Ramon Regie geführt und Silvan hat den Film produziert. Bereits die beiden früheren Teile «Das merkwürdige Kätzchen» aus 2013 und «Das Mädchen und die Spinne» aus 2021 waren erfolgreiche Festivalfilme und adressierten menschliche Beziehungen.

Der dritte Teil schildert nun die Auswirkungen von Traumata auf ein Familiengefüge, wie Überforderungen zu toxischen Konflikten werden und wie seelische Verletzungen auf die nächsten Generationen weitergegeben werden. Das alles ist wirklich gut gemacht. Vor allem aber gelingt es dem Regisseur und dem überzeugendem Schauspielerensemble in der ganzen Dramatik den verschiedenen Figuren auch immer wieder empathische Züge zu verleihen und ist ein Film der inhaltlich aber auch auf formaler Ebene überzeugt – stellenweise dazu ins Surreale übergeht. Keine leichte Kost sicherlich, aber etwas Weiteres dürfen wir verraten: Die Katze stirbt zwar, der Spatz jedoch entfliegt in die Freiheit.

02.09.2024

3.5

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Kommentare

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thomasmarkus

vor einem Monat

Irgendwie gut gemeint und gut gemacht, macht mich trotzdem ratlos.
Hinter Glas arme Tiere... Vor der Leindwand auch.


CineMani

vor einem Monat

Burn down the House: Wieder mal ein TV-Movie-Problemfilm, der sich ins Kino verirrt hat. Das Drehbuch erfüllt alle Festival- und Förderinstanzkriterien, bietet schauspielerische Entfaltungsmöglichkeiten (Teen vs. Mutter), bedient aber alle Klischees wie auch schon gehabt. Sorry, aber das haben die Amis (siehe «American Beauty») wesentlich besser, ironischer und unterhaltsamer drauf - und keinen Funken weniger dramatisch. Im Gegenteil.Mehr anzeigen


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