Didi Contractor Deutschland, Schweiz 2017 – 81min.
Filmkritik
Didi Contractor
Sie träumt den Entwurf und entwirft den Traum: Didi Contractor – Leben im Lehmhaus ist das Porträt einer Frau, die mit Leidenschaft für ihre Überzeugungen einsteht und für die ein Haus so viel mehr ist, als nur vier Wände und ein Dach.
Seit zwanzig Jahren verfolgt die 86-jährige Didi Contractor in Nordindien ihre architektonische Vision des nachhaltigen Bauens. Dabei schwört die Visionärin vor allem auf natürliche Materialien wie Lehm, Bambus, Schiefer und Flussstein. Ihrer Architektur liegt eine Philosophie zugrunde, die vor allem die Verbundenheit zur Mutter Erde zum Ausdruck bringt: Das Haus soll sich dabei nahtlos in die Landschaft einfügen, ähnlich wie bei einer Vermählung. Dass ihre Vorstellungen nicht immer mit denen ihrer Auftraggeber vereinbar sind, versteht sich von selbst. Doch Didi, wie sie im Film von ihren Freunden liebevoll genannt wird, bleibt stur: Einmal eine Vision gefasst, ist sie nicht mehr davon abzubringen.
Der Dokumentarfilm dreht sich um Didi Contractor, was am Titel unschwer zu erkennen ist. Trotzdem wäre eine etwas kritischere Auseinandersetzung mit der Hauptperson wünschenswert gewesen, um verschiedene Seiten der gebürtigen Amerikanerin kennenzulernen. Nach gefühlten hundert Lobeshymnen weiss man auch als Zuschauer, dass es sich bei Didi wohl um die beste Architektin der Welt handeln muss. Auch die Szenen scheinen sich zu wiederholen, was sich schon nur an der Filmmusik zeigt, die kein einziges Mal von der indischen Tabla Trommel abweicht. Was wie ein Detail erscheint, zieht sich aber durch den ganzen Film – die Aussagen gleichen sich und niemand getraut sich auch nur ansatzweise Kritik zu üben oder der Meisterin gar zu widersprechen. Darum stellt sich auch die Frage, ob das Thema für eine Dokumentation in Spielfilmlänge genügend Stoff bietet.
Die Stärken der Dokumentation liegen denn auch woanders: Durch die poetische Bildsprache schafft es der Film den Vibe und die Philosophie hinter Didi’s Schaffen gut zu transportieren. Man geniesst als Zuschauer das Gefühl der Entschleunigung und bekommt ein Gespür für die Verbundenheit mit der Natur. Alternatives Bauen mit einer spirituellen Note macht auch beim Zusehen Spass und man merkt es dem Film an, dass Regisseurin Steffi Giaracuni mit Begeisterung hinter der Sache steht.
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