Richard says Goodbye USA 2016 – 91min.

Filmkritik

Memento Mori mit Johnny Depp

Noëlle Tschudi
Filmkritik: Noëlle Tschudi

Als unvergleichlicher Seeräuber, der einen neuen Stereotypen von Pirat prägte, begeisterte er Generationen. Mit «Richard Says Goodbye» meldet sich Johnny Depp nun in einer Rolle zurück, die – auf den zweiten Blick – jener von Captain Jack Sparrow nicht ganz unähnlich ist.

College-Professor Richard (Johnny Depp) wird mit einer niederschmetternden Diagnose konfrontiert: Er hat Krebs und es gibt keinerlei Aussicht auf Heilung. Als ihm seine Frau seelenruhig gesteht, ihn betrogen zu haben, beschliesst der ausgebrannte Professor kurzerhand, sein Leben komplett umzukrempeln und jegliche moralischen Konventionen über Bord zu werfen. Die restliche Zeit, die dem zynischen Akademiker noch bleibt, kostet er in vollen Zügen aus; So beginnt er ungehalten zu Trinken, zu Kiffen, legt sich mit jedem an, der ihm in die Quere kommt und lässt auch sexuelle Eskapaden nicht aus. Ein neuer Ansatz, der ihn zurück ins Leben holt – doch die Uhr tickt…

Richard Says Goodbye konfrontiert den Zuschauer mit der bedrückenden Frage danach, was wäre, wenn die eigenen Tage gezählt sind. Was Regisseur Wayne Roberts als Antwort auf Grossleinwand präsentiert, ist eine dramatische Komödie, die vor schwarzem Humor und Zynismus regelrecht trieft, der Ernsthaftigkeit der Thematik hingegen vornehmlich aus dem Weg geht.

Während die Rolle eines betrogenen und kranken Professors am Ende seines Lebens zunächst darauf schliessen liesse, dass Johnny Depp sich nach seriöseren Auftritten, als jenen des von einem Schlamassel in den nächsten torkelnden Piraten sehnt, wird schon sehr bald deutlich, dass Richard dem Seeräuber in seinem Auftreten ziemlich ähnlich ist. Diese Tatsache erweist sich als zweischneidiges Schwert, denn obwohl die Tragikomödie mit bissigem Humor für so einige Lacher sorgt, lässt einen die ständige Erinnerung an Jack Sparrow kaum los.

Reichlich unapologetisch, politisch nicht korrekt und moralisch mehr als nur fragwürdig präsentiert sich nicht nur der Protagonist, sondern der Film als Ganzes, woraus das Werk zu keinem Zeitpunkt keinen Hehl macht. Dass genau dies manchen Kinogängern sauer aufstossen dürfte, wird in Kauf genommen – denn was wäre die Welt des Films schon ohne Antihelden, die auf gesellschaftliche Normen pfeifen. Im Fall von Richard says Goodbye, der weder durch einen innovativen Plot, überraschende Twists oder eine hervorragende Kameraarbeit punktet, stellt einer von ebendiesen gar das Highlight des Streifens dar.

Während sich Roberts aus einer einfachen Aneinanderreihung diverser Eskapaden bestehender Film kaum aus der Masse der zeitgenössischen Tragikomödien hervortun kann, so überzeugen zumindest die Grundidee mit den dadurch aufgeworfenen Fragen sowie Johnny Depps Schauspiel. Fans von Depps gewohnt exzentrischen Rollen sollten Richard says Goodbye auf jeden Fall eine Chance geben, die Erwartungen an eine einzigartige Story dabei aber nicht allzu hoch schrauben.

25.11.2019

3

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Kommentare

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Patrick

vor 6 Jahren

Eine abgefahrene & Perverse Tragikomödie die sich mit der Zeit zum Drama mit Tiefgang Entwickelt.Sowie ist auch die Entwicklung der Figur Richard die Johnny Depp verkörpert großartig gespielt.Ich habe Richard Says Goodbye am ZFF.2018 gesehen in Anwesenheit von:Johnny Depp sowohl als auch die Filmcrew.Mehr anzeigen

theboch

vor 6 Jahren

Finde es wirklich cool das es dem ZFF gelungen ist Johnny Depp mit diesem Film nach Zürich zu holen


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