West Side Story USA 2020 – 156min.

Filmkritik

Spielberg-Klassiker: Die Liebe lebt und stirbt

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Steven Spielberg erfüllte sich einen Traum und verfilmte den Musical-Klassiker «West Side Story» von 1961 neu. Schauspieler und Schauspielerinnen intonieren exzellent, die Tanzszenen sind leidenschaftlich, die New Yorker Kulisse ist stimmig düster. Der Film fesselt Musicalfans und badet in Nostalgie.

Die Liebestragödie um «Romeo und Julia» inspirierte Komponist Leonard Bernstein, Autor Arthur Laurents und Songtexter Stephen Sondheim zum Musical «West Side Story» 1957. Vier Jahre später feierte die Verfilmung von Robert Wise Premiere. Und nun erweckte Steven Spielberg die alte Romeo-und-Julia-Geschichte neu – musicalgetreu und modern altmodisch.

Man wähnt sich in einer Trümmerlandschaft wie nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch der Schauplatz ist nicht Berlin oder Dresden, sondern New York in den Fünfzigerjahren westlich vom Broadway. Die Gebäude zerfallen, teilweise stehen nur noch Ruinen. Die Abbruchbirne schwingt. Hier suchen zwei Jugendbanden die Konfrontation, die weissen amerikanischen Jets und die Sharks, puertorikanische Einwanderer. Jet-Anführer Riff (Mike Faist) stachelt seine Anhänger an einem Quartierball zu einer Schlacht gegen Bernardo (David Alvarez) und dessen Sharks an.

Der frühere Jet-Leader Tony (Ansel Elgort) will sich aus dem Scharmützel raushalten. Er hat sich just an diesem Tanzevent in der Turnhalle, der ausartet, in die attraktive Maria (Rachel Zegler), die Schwester Bernardos, verliebt. Herzzerreissend schwören sich die beiden auf einem Balkon im Hinterhof («Romeo und Julia» lassen grüssen) ewige Liebe: «Tonight». Marias Freundin Anita (Ariana DeBose) soll Tony eine Botschaft überbringen, Valentina (Rita Moreno), Shop-Besitzerin und Tony Arbeitgeberin, kann knapp eine Vergewaltigung Anitas verhindern. Aber das Verhängnis hat längst seinen Lauf genommen. Die angefeindete Liebe kann nur in einem Desaster enden, wie Shakespeare-Kenner wissen.

Steven Spielberg zieht alle Register seiner Erfahrung von knapp vierzig Filmen und schwelgt in Nostalgie. Smart ist die Idee, die Auseinandersetzung in einem maroden Abbruchquartier zu lokalisieren. Sympathisch der Clou, die 90jährige Rita Morena, die im Wise-Film Anita spielt, als verständige Betreiberin des Doc's Store auftreten und singen zu lassen («Somewhere»). Die Tanzszenen haben Feuer, sind virtuos wie auch die Gesangsleistungen der Hauptdarsteller. Mit Ansel Elgort als Tony leistete sich Spielberg freilich eine Fehlbesetzung. Der coole, scheinbar abgeklärte Jet-Lead wirkt eher wie ein White Boy aus der Buchhaltung oder dem Hotel-Management. Seine Liebesbezeugungen bleiben trotz mimischem Einsatz oberflächlich blass. Das kann man von der zwanzigjährigen Rachel Zegler nicht sagen: Sie überzeugt als liebendes Opfer. Fraglos hat Steven Spielberg aber mit seiner Neuversion gezeigt, dass dieses Musical zeitlos ist – in Musik und Thematik. Rassistische und soziale Konflikte wie in «West Side Story» sind aktuell wie eh und je. Eine fulminante, hinreissende Tragödie in Nostalgieverpackung. Allemal sehenswert.

06.12.2021

4

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Kommentare

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RobertdeNirosta

vor 5 Monaten

Gelungenes Musical vom großen Altmeister, die männl. Hauptrolle ist aber eine krasse Fehlbesetzung , die den Film leider komplett ruiniert. Schade, aber auch ein Spielberg macht halt Mal Fehler... Meine Wertung lautet 3/5 Sterne


asgoodasitgets

vor 2 Jahren

Schön kitschig!


thomasmarkus

vor 2 Jahren

Filmmusik: Fünf Sterne.
Libretto: Orginell Spiderman vs Superman. Original?
Choreographie: Cineastisch.


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