Umami Frankreich, Japan 2022 – 106min.

Filmkritik

Der betörende Geschmack simpler Lebensfreuden

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Slony Sow schickt einen vom Leben frustrierten und erschöpften französischen Spitzenkoch auf Recherche-Reise nach Japan. Eine kulinarisch herzhaft aufbereitete Culture-Clash-Komödie, die vor allem von der starken Präsenz von Gérard Depardieu lebt.

Gabriel Carvins Gourmet-Restaurant läuft prächtig. Doch seine Frau betrügt ihn und seine Söhne scheinen nicht fähig, seine Nachfolge anzutreten. Nach einem Herzinfarkt zieht Carvin die Reissleine. Er reist nach Japan, um endlich hinter das Geheimnis von Umami zu kommen, dieser legendären fünften Geschmacksrichtung der japanischen Küche, dank der ihm der Japaner Tetsuichi Morira bei einem internationalen Wettbewerb vor einigen Jahren mit einem simplen Ramen-Gericht den ersten Rang ablief.

Gabriel Carvin hat sich als junger Mann mit Leidenschaft in seinen Beruf gestürzt. Er hat es zum Spitzenkoch gebracht, seine Familie dabei allerdings vernachlässigt, sodass er nun mitten im Trubel plötzlich einsam ist. Gérard Depardieu spielt diesen Mann körperlich sehr präsent und mit zarter Seele. In der Umgebung von Saumur und der Abtei von Fontevraud gedreht, wirkt «Umami» wohltuend authentisch. Und wenn Carvin nach einem Herzinfarkt einen alten Freund besucht und vor der Kamera die Schauspieler-Kumpel Gérard Depardieu und Pierre Richard mal wieder zusammenfinden, ist das ein schöner Kinomoment.

Doch dann schickt Slony Sow Depardieu nach Japan und fortan wirbeln in «Umami» Versatzstücke aus «Lost in Translation», Doris Dörries sehnsuchtstriefenden Japanfilmen und einem asiatischen Suppenküchen-Movie wirr durcheinander. Das ist oft unterhaltsam, manchmal auch berührend. Doch wenn Depardieu sich in eine Schlafkapsel quetscht, auf einem Dreirad einen Berg hinauf quält oder im Bademantel durch die verschneite Stadt torkelt, ist das eher ein Trauerspiel als eine Komödie.

07.02.2023

3.5

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