Extrem Laut und Unglaublich Nah USA 2011 – 129min.

Filmkritik

Ein Schlüsselerlebnis

Gaby Tscharner
Filmkritik: Gaby Tscharner

9/11-Drama nach dem Roman von Jonathan Safran Foer: Ein 11-jähriger Junge begibt sich auf eine kuriose Schnitzeljagd durch New York, die sein getöteter Vater (Tom Hanks) für ihn vorgesehen hat.

Oskar Schell (Thomas Horn) ist ein blitzgescheiter, aber sozial etwas bedürftiger Junge, dem viele Dinge des Alltags schwer fallen. Deshalb veranstaltet sein Vater (Tom Hanks) Schnitzeljagden quer durch New York, die Oskar in neue Situationen bringen und ihn mit seinen Ängsten konfrontieren. Thomas Schell kommt jedoch bei den Anschlägen auf das World Trade Center ums Leben. Die Zeit nach dieser Tragödie erweist sich für Oskar und seine Mutter (Sandra Bullock) als enorm schwierig; die beiden driften emotional immer weiter auseinander. Im Schrank seines Vaters findet Oskar ein kleines, gelbes Couvert mit einem Schlüssel und dem Wort "Black" darauf geschrieben. Der Junge ist überzeugt davon, dass dies eine weitere Schnitzeljagd seines Vaters ist und beginnt mit Hilfe eines stummen Nachbarn (Max von Sydow) nach dem Schloss zu suchen, in das der Schlüssel passt.

Filme sind natürlich Geschmackssache. Aber nur wenige Filme machen einem das so bewusst wie Extremely Loud and Incredibly Close. Wie nahe einem der Film geht, hängt fast nur davon ab, ob man Oskar mag oder nicht. Der Junge ist direkt, manchmal auch beleidigend und verletzend. Zur eigenen Beruhigung spielt er ständig auf einem nervigen Tamburin und trägt Kleider, die den 2. Weltkrieg überlebt zu haben scheinen. Oskar erzählt im Film, dass er einmal auf das Asperger-Syndrom untersucht wurde, der Test aber nicht schlüssig ausfiel. Den "Jöö"-Faktor eines Nachwuchsstars hat Oskar definitiv nicht. Auch dass der Film aus seiner Sicht erzählt wird, mag einigen Zuschauern den emotionalen Zugang nicht unbedingt erleichtern. Wir erfahren zum Beispiel bis zum Schluss nicht, wo sich seine Mutter während der Zeit aufhält, in der er sich auf die Suche nach dem Schloss macht. Denn in seiner Welt ist nur die Suche wichtig. Sie ist sein letzter Kontakt zu seinem Vater, und Oskar hofft, dass das Schloss alle Antworten auf seine Fragen verbirgt.

Regisseur Stephen Daldry (The Reader) und Drehbuchautor Eric Roth (Forrest Gump) meistern die enorm schwierige Aufgabe, aus dem wohl einschneidendsten Erlebnis der letzten Jahre einen Film zu machen. Von der Star-Power seines Films macht Daldry jedoch kaum Gebrauch. Tom Hanks ist nur in Flashbacks, Sandra Bullock am Anfang und Schluss des Films zu sehen, und Max von Sydow spielt einen stummen, alten Mann, während Thomas Horn in den nicht enden wollenden Voice-Over Sequenzen nie zu sprechen aufhört. Extremely Loud and Incredibly Close macht klar, dass nur das, was schwer zu finden ist, auch wert ist, gefunden zu werden. Dieser Film ist es wert, gesehen zu werden. Auch wenn er es dem Publikum nicht leicht macht.

17.02.2024

4

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 10 Jahren

Berührende Geschichte, tolle Schauspielerlleistungen!


gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

prima


gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

toller Film


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